Vorstand im Ehrenamt, Folge 2: Einblicke in die Praxis des SkF Bielefeld und des SKM Paderborn

Shownotes

  • Fragen zur ehrenamtlichen Arbeit im Vorstand beantworten Ihnen gerne die Kolleg*innen der Diözesan-Geschäftsstelle von SkF und SKM im Erzbistum Paderborn. Über den folgenden Link gelangen Sie direkt zur Website.

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[0:00] Vorstand im Ehrenamt, aber sicher. Ein Podcast von SKF und SKM im Erzmischstum Paderborn.

Marie-Luise Tigges:

[0:10] Schön, dass Sie beide da sind. Frau Erdmeier vom SKF, also Sozialdienst katholischer Frauen in Bielefeld und Frau Hamening vom SKM in Paderborn Sozialdienst katholischer Männer.

Barbara Erdmeier:

[0:21] Ja, danke für die Einladung. Sehr gerne.

Anda-Lisa Harmening:

[0:23] Vielen Dank, Herr.

Marie-Luise Tigges:

[0:24] Ja, ich würde Ihnen gerne einfach mal ein paar Fragen so zu Ihrer Arbeit und überhaupt, wie Sie dazu gekommen sind, stellen. Frau Erdmeier, wie sind Sie denn so an den SKF rangekommen?

Barbara Erdmeier:

[0:34] Ich kannte den SKF schon seit langem, aber nie durch irgendwelche intensive Mitarbeit. Bin dann von einer älteren Dame angesprochen worden, die es zu den Mitarbeiterinnen gehört hat. Und habe mir dann noch so eine gewisse Schnupperzeit genommen, wollte natürlich sehen, ob das im Team klappt, ob es in unserer damaligen hauptamtlichen Kraft klappen könnte und habe mich dann nach kurzer Zeit aber entschieden, in dem Team zu arbeiten. Und das hat sich ja auch bewährt. Ich bin seit 2018 etwa dabei, nachdem ich in den Ruhestand gegangen bin und dachte, ich könnte etwas mehr Zeit. Ich habe immer ehrenamtlich gearbeitet, aber das ist ja schon etwas mehr Zeit,

Barbara Erdmeier:

[1:16] die jetzt gebraucht wird. Das muss man schon so sagen.

Marie-Luise Tigges:

[1:19] Da kommen wir gleich nochmal drauf. Das ist auch nochmal eine interessante Frage. Wie lange eigentlich so die Zeit ist, Harmening? Und wie sind Sie darauf gekommen? Ich spreche Sie gleich mal an. Sie sind ja durchaus noch sehr jung, was wunderbar ist. Und wie sind Sie auf die Idee gekommen oder wer hat Sie angesprochen beim SKM in Paderborn?

Anda-Lisa Harmening:

[1:38] Ich habe mich selber angesprochen, könnte man sagen. Also ich habe tatsächlich in der Pandemie ist, glaube ich, das Thema Wohnungslosigkeit uns allen nochmal sehr stark begegnet im Stadtbild. Dann habe ich im Grunde recherchiert, wo ich mich engagieren kann und bin dann auf den SKM gekommen, habe damals mit dem Geschäftsführer gesprochen und gefragt, wie kann ich mich einbringen? Und Sie haben es gerade angesprochen, wir haben ein Problem sozusagen, was die Besetzung des Vorstands angeht. Der ist nämlich rein männlich besetzt und auch in einem gewissen Altersdurchschnitt. Das finde ich erstmal sehr schön, mit den Kollegen zu arbeiten, aber eine neue Perspektive war dem SKM wohl ganz recht. Und dann durfte ich auch reinschnuppern tatsächlich und erstmal gucken, ob ich mir das vorstellen kann. Und das konnte ich. Ich konnte es mir direkt sehr gut vorstellen.

Marie-Luise Tigges:

[2:20] Das heißt, die Männer haben Sie auch gleich passend aufgenommen.

Anda-Lisa Harmening:

[2:24] Ja, und wir ergänzen uns sehr gut. Das ist wirklich eine sehr schöne Zusammenarbeit im Vorstand mit sehr unterschiedlichen Perspektiven. Ich habe mich da immer gesehen und gewertschätzt gefühlt. Und das musste ich aber erst mal rausfinden. Deshalb war ich dankbar, dass ich erst mal als Gast dabei sein durfte. Wahrscheinlich wie Sie.

Barbara Erdmeier:

[2:38] Das ist ganz wichtig.

Anda-Lisa Harmening:

[2:39] Finde ich auch.

Barbara Erdmeier:

[2:40] Also ich gehe dann nicht in eine Gruppe, in der ich mich nicht wohlfühle oder wo die Machtkämpfe von Anfang an dann vorhanden sind. Das muss man sich dann nicht mehr antun im Ehrenamt.

Marie-Luise Tigges:

[2:49] Man will ja auch ein gutes Miteinander haben. Das ist auch nochmal die Frage,

Marie-Luise Tigges:

[2:55] dieses gut Miteinander ist so eins. Aber was würden Sie darüber hinaus sagen? Gibt es etwas, was wirklich Sie bereichert in Ihrem Ehrenamt?

Barbara Erdmeier:

[3:04] Es ist schon so, dass ich Strukturen kennenlerne, Menschen kennenlerne, Positionen kennenlerne, die mir vorher nicht so bekannt waren. Also im Bereich Sozialarbeit zum Beispiel. Ich komme ja nicht aus diesem Feld und es ist schon interessant zu sehen, welche sozialpolitischen Fragestellungen wirklich brennend sind. Und die kann ich ja in Bielefeld mittlerweile, gerade in dem Bereich, in dem wir tätig sind, nahtlos erklären und darstellen. Und kann nur sagen, da ist ganz viel notwendig. Und es ist gut, dass wir einen Anteil daran haben und auch Erfolge sehen. Das finde ich auch wichtig. Also wir arbeiten jetzt nicht einfach nur so vor uns hin, sondern wir sehen nach außen hin auch durchaus Erfolg in der Arbeit. Nicht Effizienz unbedingt, aber pädagogischen, menschlichen Erfolg. Das tut gut.

Marie-Luise Tigges:

[3:56] Nennen Sie vielleicht mal ein paar Beispiele, wo der SKF Bielefeld besonders seine Schwerpunkte hat.

Barbara Erdmeier:

[4:01] Wir machen vor allen Dingen soziale Brennpunktarbeit in einem Stadtviertel in Bielefeld, das sehr schwierig ist, in der Zusammensetzung und Integration problematisch ist. Wir haben da ein Jugendhaus, ein Kinderhaus, ein Begegnungszentrum und jetzt seit kurzem auch eine Kita, versuchen da eben ganz stark integrativ zu arbeiten, Bildungsangebote zu machen, Freizeitangebote, viele Beratungsangebote, eine Schuldnerberatung und so weiter. Wir haben Schwangerschaftsberatung und diese Felder werden wahrgenommen. Also wir könnten da auch mehr anbieten, wenn das finanzierbar wäre. Ist einfach eine Grenze auch gesetzt.

Marie-Luise Tigges:

[4:37] Aber es ist ja auch ein breites Feld.

Barbara Erdmeier:

[4:39] Es ist ein breites Feld, ja, aber es ist eine sehr gute Vernetzung zwischen den einzelnen Einrichtungen vorhanden. Also es ist nicht in einem Stadtteil ein Teil und in einem anderen eine andere Einrichtung, sondern die arbeiten zusammen und man kennt manche Familien, viele jesidische Familien von klein auf, die Stadtteilmütter besuchen die. Und dann geht das über die einzelnen Stationen weiter bis in das Jugendhaus. Dann bis 25 kann man sich da auch einfinden, wenn man will.

Marie-Luise Tigges:

[5:06] Und Frau Hamening, ich glaube, ich weiß es ja, der SKM, der hat etwas andere Schwerpunkte. Sie haben es ja vorhin schon einmal angesprochen.

Marie-Luise Tigges:

[5:13] Vielleicht, wenn Sie da noch mal ein paar Sätze zu sagen wollen.

Anda-Lisa Harmening:

[5:15] Gerne. Und ich würde gerne noch ergänzen, dass tatsächlich, Sie haben ja quasi die Langform vom SKM einmal genannt. Also man könnte jetzt denken, warum sitze ich hier, wenn es doch eigentlich ein Verein ist, der sich irgendwie im Titel mit Männern beschäftigt. In der Wohnungslosenhilfe gibt es ja eine starke Veränderung in den letzten Jahren. Und das hat mich tatsächlich auch sehr angesprochen in dem Sinne, dass ich gedacht habe, okay, dann kann ich mich wirklich auch engagieren, weil mir der Geschäftsführer vom SKM berichtet hat, dass immer mehr Frauen wohnungslos werden, die auch wirklich in schwierigen, und da treffen wir uns, glaube ich, tatsächlich sehr gut, in sehr schwierigen Beziehungen leben, vielleicht auch psychisch krank werden, deshalb ihren Wohnort verlassen müssen und dann auf der Straße leben. Also das, was wir als auf der Straße leben bezeichnen, passiert auch akademisch ausgebildeten Frauen. Und das immer mehr. Und das hat mich schon sehr berührt, weil ich in meiner Bubble, in der ich lebe, davon nicht mitbekomme und mich gefragt habe, wer eigentlich die Perspektive dieser Frauen dann auch einnimmt, die sehr schnell dann auch andere Probleme bekommen, wenn sie auf der Straße leben müssen.

Anda-Lisa Harmening:

[6:14] Genau, also wir richten uns an Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in der Lage sind, sich um ein eigenes Zuhause zu kümmern, die psychisch erkrankt sind, die Unterstützung brauchen. Und was uns, glaube ich, sehr, sehr wichtig ist, ist auch mit Vorurteilen aufzuräumen, weil man unter obdachlosen Menschen oder wohnungslosen Menschen sehr oft, also man setzt sie oft gleich mit Menschen, die Drogen konsumieren, was natürlich auch ein Teil dessen ist, aber sie werden sehr stark stigmatisiert. Und wir sagen ja auch, dass der Mensch am Rand unsere Mitte ist. Das ist ja sozusagen unser Motto und das meinen wir auch ernst. Also wir verstehen, dass das für viele Menschen schwierig ist zu akzeptieren, warum diese Menschen vielleicht auch wohnungslos geworden sind. Aber uns geht es darum, ihnen Hilfestellung zu geben und quasi eine Brücke zu bauen.

Marie-Luise Tigges:

[6:59] Es ist ja schon eine hilfreiche Geschichte, mal so eine Vorstellung davon zu kriegen, für welche Bereiche zeichnen sich SKF und SKM eigentlich verantwortlich. Und wenn ich jetzt nochmal so auf ihre Funktionen eingehe, das ist ja schon auch etwas sehr Ungewöhnliches, beide gleichermaßen. Denn die Vorstandsarbeit bei SKF und SKM ist ja rein ehrenamtlich. Das ist ja etwas sehr Ungewöhnliches. Es gibt zwar eine hauptamtliche Geschäftsführung, aber sie sind im Prinzip diejenigen, die die Verantwortung und das Sagen haben, wenn man das so sagen will. Und das ist schon auch etwas, was eine besondere Herausforderung sicherlich auch darstellt. Was würden Sie denn so sagen? Ich meine, Ehrenamt ist ja immer so eine Sache. Man sagte ja früher immer kleiner Finger, ganze Hand.

Marie-Luise Tigges:

[7:45] Wie ist das bei Ihnen? Wie würden Sie das zeitlich so einschätzen? Ich weiß, das ist sicherlich mal mehr, mal weniger. Aber wie viele Stunden sind es vielleicht in der Woche oder im Monat? Ich weiß nicht, was leichter zu rechnen ist für Sie.

Barbara Erdmeier:

[7:59] Also ich denke schon, dass es fünf Zeitstunden auch in der Geschäftsstelle sind in der Woche. Im Moment ist das zumindest bei uns so, weil wir sehr viele Bewerbungen haben und Erkrankungen, die ausgeglichen werden müssen. Das ist eben manchmal so. Es gibt sicherlich Zeiten, in denen das etwas weniger ist. Aber vieles läuft natürlich auch über E-Mail und sonstige Kontakte, muss man sagen, mehr und mehr. Das ist aber auch eine gute Möglichkeit, einfach zusammenzukommen, sich gut auszutauschen, möglichst schnell Entscheidungen zu kommen, weil wir zum Beispiel bei allen Mitarbeitergesprächen, bei allen Bewerbungsgesprächen immer vom Vorstand dabei sind, möglichst mit zwei Personen und das ist natürlich dann auch aufwendig in der Organisation. Wir sind aber vier Frauen im Vorstand. Eine Frau ist also integriert, aber nicht eigentlich gewählt in dem Sinne. Und insofern können wir uns das ganz gut auch leisten. Und wir wollen also möglichst dicht auch an der Geschäftsführung sein, die Geschäftsführung auch an uns, sodass wir auch einen wirklichen Überblick haben über das, was bei uns geschieht und nicht allzu weit weg von den Mitarbeitenden.

Marie-Luise Tigges:

[9:04] Das heißt, Sie können auch wirklich ernsthaft mitgestalten.

Barbara Erdmeier:

[9:07] Das ist das, was wir wollen und was uns auch sehr wichtig ist. Ja, also wir wollen uns nicht nur Zahlen anschauen, ob am Ende des Jahres dann der Wirtschaftsbericht stimmt. Das ist uns eigentlich zu wenig. Wir wollen auch inhaltlich mitgestalten und das läuft auch wirklich gut.

Marie-Luise Tigges:

[9:26] Frau Harmening, wie sieht es bei Ihnen zeitlich aus?

Anda-Lisa Harmening:

[9:29] Ähnlich, wobei ich sagen würde, dass unser Vorsitzender und der stellvertretende Vorsitzende eher in dieser Range drin mit fünf Stunden die Woche. Die haben schon intensive Vorstandssitzungen, die monatlich stattfinden und je nach Projekt. Also ich bin gerade quasi für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Wir bauen eine neue Webseite auf.

Anda-Lisa Harmening:

[9:48] Das ist viel Arbeit, das ist dann periodisch einfach deutlich mehr. Aber ja, ich würde sagen, es kommt ungefähr hin.

Marie-Luise Tigges:

[9:54] Sie geben mir da einfach ein Stichwort. Es ist sicherlich auch in der Vorstandsarbeit, dadurch, dass es mehrere Personen sind, die da aktiv sind, kann es ja auch durchaus hilfreich sein, dass man eigene Kompetenzen, die man hat, da ja auch mit einbringen kann. Ich muss ja nicht alles wissen und können, aber es gibt ja Leute, die dann tatsächlich spezifisches Wissen haben. Und das ist doch wahrscheinlich auch was, was im Vorstand gerne gesehen wird, oder?

Barbara Erdmeier:

[10:21] Das ist so. Wir sind glaube ich alle vier jetzt nicht die Finanziers oder Finanzfachleute, aber wir kommen alle aus dem pädagogischen, aus dem sozialpädagogischen oder aus dem Bildungsbereich. Eine Dame ist Supervisorin. Insofern kommt da viel Personalführungskompetenz zusammen und die setzen wir auch eben bewusst ein. Im finanziellen Bereich haben wir wirklich eine gute Geschäftsleitung und Geschäftsführung, haben auch einen Wirtschaftsbeirat, sodass wir uns dann auch immer rückversichern. Das geht nicht anders. Es ist ja mittlerweile ein hohes Volumen, das da auch gestemmt werden muss.

Anda-Lisa Harmening:

[10:57] Ich bin auch wahnsinnig dankbar dafür, dass meine Vorstandskollegen zum Beispiel anteilig Juristen sind, weil ich muss sagen, da muss ich passen. Ich bin Geistes- und Kulturwissenschaftlerin, ausgebildete Coachin, Öffentlichkeitsarbeit, das sagt mir alles was, aber ich bin keine Juristin. Das heißt, wir ergänzen uns da tatsächlich gut und was ich auch so wahrnehme, ist, dass wir uns vertrauen, also dass wir auch sagen können, der Kollege übernimmt jetzt diesen Teil, macht uns einen Vorschlag, dann diskutieren wir durchaus auch mal kontrovers, sehr kollegial und dann verteilen wir die Projekte so, weil es ist ein sehr großes Volumen, es sind viele Projekte und wir haben auch eine tolle Geschäftsführung. Trotzdem ist es einfach wahnsinnig viel Arbeit und viel Arbeit, die im Grunde so eine Art Notfallarbeit, das wird bei Ihnen ähnlich sein, bedeutet. Also wenn Menschen in Not geraten müssen ja unsere Sozialarbeiter sofort reagieren können. Der Vorstand ist da ja in zweiter Reihe und deshalb müssen wir da immer auf die Bedarfe reagieren.

Barbara Erdmeier:

[11:50] Ja, manchmal müssen Entscheidungen sehr schnell getroffen werden.

Anda-Lisa Harmening:

[11:52] Ja, das stimmt. Das ist so. Ja.

Marie-Luise Tigges:

[11:55] Aber ich höre einfach auch raus, egal ob es jetzt von der Profession her oder vom Menschlichen, aber es muss sich einfach gut ergänzen.

Barbara Erdmeier:

[12:02] Ja, also wir haben vor einiger Zeit noch bei uns im Team gesagt, wenn hier Machtkämpfer aufbrechen, wenn es darum geht, eigene Egos da zu befriedigen, dann können wir aufhören. Das würde ich jetzt auch nicht mehr machen. Ich habe da beruflich viele, viele Jahre in solchen Situationen gearbeitet. Das möchte ich jetzt nicht mehr. Also ich möchte schon in einer vertrauensvollen, eher auf Augenhöhe, also symmetrischen Kommunikation sein. Und das gelingt nicht immer in jeder Situation, muss auch nicht sein. Aber die Grundlage, die Basis ist geschaffen und das ist eigentlich das Wichtige.

Marie-Luise Tigges:

[12:38] Sagt das Menschliche. Also man muss ja miteinander aushandeln an der Stelle,

Marie-Luise Tigges:

[12:43] aber es muss ein guter Wille da sein. Gibt es etwas, wo Sie sagen, es gab mal so einen Zusammenhang da, das war für mich schon eine heftige Herausforderung oder eine große Herausforderung. Kann man das so sagen?

Barbara Erdmeier:

[12:55] Also eine Situation, eine eigentliche kann ich jetzt nicht benennen, aber es ist immer dann schwierig, wenn wir arbeitsrechtliche Probleme haben und die kommen natürlich. Wir haben jetzt knapp 35 Mitarbeitende. Da bleibt es nicht aus, dass man auch juristischen Beistand, den wir uns dann auch holen, ist gar keine Frage, holen müssen, dann auch Konfliktgespräche führt, die nicht immer einfach sind. Wenn man das einigermaßen strukturiert macht, aber dennoch geht es auch an die Tüche, das muss man schon sagen.

Barbara Erdmeier:

[13:27] Das ist eigentlich das, was am ehesten belastend ist.

Marie-Luise Tigges:

[13:30] Und wenn ich gerade jetzt bei Ihnen bin, was war so das Highlight? Wo Sie sagen, es muss ja nicht mal was ganz Tolles sein, aber was war ganz toll, wo Sie sagen, ja.

Barbara Erdmeier:

[13:39] Wir haben von Anfang an gesagt, in diesen fünf, sechs Jahren der Zusammenarbeit, wir brauchen mehr Standbeine. Das ist wirtschaftlich nötig und es ist uns ja gelungen. Wir haben die Stadtteilküche mithilfe der Stadt natürlich, das ist ein städtisches Gebäude. Aber wir bewirtschaften das und wir führen das eröffnet vor zwei Jahren. Wir haben jetzt gerade die Kita übernommen und wir haben Schotterberatung übernommen zum Beispiel. Also es sind Schritte in die Zukunft gegangen worden und das ist eigentlich das Entscheidende. Das finde ich auch für mich persönlich bereichernd, dass wir über den Tellerrand schauen, auch durchaus offen sind für weitere Dinge, wenn wir es finanzieren können. Ist ja immer die Frage letztlich, schaffen wir das finanziell? Wir haben zum Beispiel gar keine Probleme, Menschen zu finden. Wir haben jetzt für drei Stellen um die 20 Bewerbungen liegen, die wir jetzt erarbeiten müssen. Also das ist nicht das Thema, bei uns im Moment nicht. Aber ja, die Frage, wie können wir die in Zukunft sichern, sodass der Verein auch solidarisch und gut weitergeführt werden kann. Mit städtischen Mitteln, die ja auch beschränkt sind und, Ja, Mitteln hier aus Paderborn.

Marie-Luise Tigges:

[14:55] Es hat eben beides auch. Wie ist es bei Ihnen, Frau Harmening? Gibt es etwas, wo Sie sagen, oh, das war schon eine heiße Nummer? Und gibt es im Pendant auch etwas, wo Sie sagen, ja,

Anda-Lisa Harmening:

[15:05] Da ruht sich. Also so größere Projekte wie, dass wir ja jetzt auch ein Wohnhaus am Standort in Paderborn haben mit Wohnungen, die vermietet werden können an Menschen, die den Übergang quasi dann wieder schaffen. Das ist natürlich ein Wahnsinnsprojekt gewesen, das uns alle sehr viele Ressourcen gekostet hat. Und ich glaube, irgendwann denkt man nicht mehr, dass es so weit kommt, dass wir es dann eröffnen können. Und das ist natürlich schön, wenn man das mit dem Hoffest verbindet und Menschen sieht, die sich darüber freuen, die da wohnen werden. Also das Haus war ja sofort ausgebucht im Grunde, was natürlich wahnsinnig schön ist, zu sehen, dass das auch angenommen wird und dass Menschen in den Wohnungen stehen und sich denken, hier darf ich wohnen. Und das ist ja ein Level, auf dem wir privat, also wir haben ja gar keine Vorstellung davon, was diesen Menschen das bedeutet letztlich. Und das ist für mich das Schönste zu sehen, wenn Menschen wirklich dann ein Zuhause finden und auch wenn es erstmal Übergangsweise ist. Und also mich berührt tatsächlich auch die Geschichte einer Studentin, von der ich jetzt mitbekommen habe, die wirklich in Not geraten ist. Ich arbeite an der Universität, das heißt, es könnte eine Studentin sein, die in meinem Seminar sitzt, die bei uns jetzt gerade Hilfe gefunden hat und die ist so jung und so engagiert und braucht einfach Unterstützung. Und wenn ich dann sehe, dass wir es irgendwie schaffen, diese Person zu motivieren und auch irgendwie zu ermutigen, dafür mache ich das, ehrlich gesagt.

Marie-Luise Tigges:

[16:22] Und da merkt man, da brennt es dann auch. Das ist dann auch etwas, wo man sagt, das lohnt sich auch.

Anda-Lisa Harmening:

[16:29] Definitiv, ja.

Marie-Luise Tigges:

[16:30] Schön. Und wenn ich Sie jetzt beide mal so fragen würde, wenn jemand sagt, naja, so im Groben habe ich jetzt eine Vorstellung. Was sollte denn jemand mitbringen, der sich für die Vorstandsarbeit erstmal

Marie-Luise Tigges:

[16:44] so vom Grundsatz her interessiert? Was würden Sie da so spontan so sagen? Frau Hamening vielleicht zuerst?

Anda-Lisa Harmening:

[16:51] Also ich glaube, die Offenheit und das Interesse, das Sie angesprochen haben, generell für Menschen und auch für vielfältige Themen, weil bei uns natürlich Finanzen, Juristisches, alles Mögliche zusammenkommt, aber vor allen Dingen, es geht ja immer noch um Menschen und das vergisst man manchmal vielleicht. Aber eigentlich geht es um die, für die wir das machen. Und da irgendwie ein offenes Herz zu haben dafür, dass wir in unseren privilegierten Situationen anderen helfen können. Das ist eigentlich, glaube ich, das Wichtigste, ehrlich gesagt. Und ich habe am Anfang mich auch gefragt, wie ich diesen wunderbaren Vorstand ergänzen darf und habe dann irgendwann gesehen, okay, Öffentlichkeitsarbeit ist vielleicht dann einfach mein Thema. Also man findet da auf jeden Fall die eigene Nische und kann das gut ergänzen. Ich glaube, die Offenheit, das Interesse, das ist eigentlich entscheidend, unkollegial arbeiten zu wollen. Und das in der Freizeit. Das ist, glaube ich, wichtig.

Marie-Luise Tigges:

[17:39] Und wie sieht es bei Ihnen aus, Frau Erdmeier?

Barbara Erdmeier:

[17:40] Ja, ich kann mich dem erstmal nur anschließen, dass es schon klar ist. Es geht nicht darum, dass man sich selber dafür wirklichen will, in erster Linie jedenfalls nicht, sondern dass man bereit ist, im Team zu arbeiten und auf die anderen einzugehen und zu hören. Und die Notwendigkeiten auch des Alltags, die sind ja manchmal ganz banal. Dann fällt das Internet aus oder irgendjemand hat ein Problem mit dem Datenschutz und solche Dinge. Manchmal sogar ganz plötzlich auftauchen, ja darauf dann zu reagieren und zwar gemeinsam zu reagieren, aus einem Munde dann zu sprechen. Nicht, dass jetzt vier Frauen da unterschiedliche Botschaften in die Welt setzen und natürlich auch ein wenig die Bereitschaft, Leitung wahrzunehmen. Wenn ich das nicht möchte, dann bin ich da eigentlich auch nicht richtig. Also ich kann mich nicht jetzt mit Mitarbeitern auf eine Stufe stellen. Die müssen schon merken, dass es da auch klare Vorgaben gibt. Da gibt es Dienstanweisungen, da gibt es eine, ich fände auch sicherlich flache Hierarchie und die muss auch sein. Sonst geht das nicht in so einer Struktur, in so einem Verein. Und die Bereitschaft muss schon da sein, ja klar. Und damit gewünscht ist eben ein hohes Maß an Gesprächsfähigkeit.

Marie-Luise Tigges:

[18:55] Fühlen Sie beide sich denn gut unterstützt von Ihrem Umfeld?

Marie-Luise Tigges:

[19:00] Und wenn ja, wer ist da, der oder die Sie gut unterstützt in dem, was Sie tun? Sie haben es schon angedeutet teilweise, aber ich würde es gerne nochmal so sehr konkret haben.

Barbara Erdmeier:

[19:11] Wir arbeiten sehr intensiv mit der Geschäftsführung zusammen. Wir haben eine sehr gute Verwaltung. Das ist schon ganz, ganz wichtig, dass einfach die normalen Abläufe klappen, dass alle ihre Gehälter kriegen, so einfach wie das jetzt erstmal so klingt, aber es muss eben laufen. Ja, innerhalb der Stadt sind wir, glaube ich, sehr angesehen. Das ist auch ein wichtiger Punkt. Und der SKF ist jetzt auch eine Institution geworden im Laufe der Jahre und ist bekannt. Nicht überall, aber an vielen Stellen. Also die Stadt ist durchaus auch bereit, uns finanziell zu unterstützen. Wir haben ihre doch eingeschränkten Möglichkeiten. Das finde ich schon sehr gut. Und hier in Paderborn ja auch. Wir können ja auch anrufen, wenn es irgendwelche Probleme gibt. Das ist uns natürlich auch sehr wichtig. Und insofern, ja, und jede von uns hat, glaube ich, auch ein privates Netz, das nochmal angezapft werden kann, wenn man Fragen hat. Ja, das ist so. Das ist schon so. Ja, also das stimmt schon in vielerlei Hinsicht. Auch so im kirchlichen Bereich. Wir sind da auch durchaus angesehen, kann ich mir so denken.

Marie-Luise Tigges:

[20:20] Ich glaube, das ist einfach auch schon, oder? Frau Harmening, wie würden Sie das so sehen?

Anda-Lisa Harmening:

[20:26] Also ich würde das schon auch auf jeden Fall so sehen. Die Geschäftsführung ist für uns ganz zentral. Im Grunde sagen wir auch immer, wir sind eigentlich dafür da, dass die Geschäftsführung die Arbeit machen kann, die sie den ganzen Tag macht. Und so gilt es auch für unsere Mitarbeitenden. Also ich bin immer froh, wenn ich sie mal auch wirklich sehen darf und ihnen auch danken kann, weil das natürlich in so einem Vorstandssetting nicht immer so ist, dass man mit den Personen an einem Tisch sitzt. Also das ist wirklich schön zu sehen, dass wir da auch ein ganz tolles Team haben und ich würde das in der Stadt genauso sehen. Wir fühlen uns da sehr gut unterstützt. Das Einzige, wo ich manchmal denke, es wäre ganz toll, wenn wir ein etwas differenzierteres Bild von Wohnungslosigkeit in der Öffentlichkeit herstellen könnten. Das ist wirklich immer noch ein Riesenthema, die Berichterstattung. Und wie gesagt, ich kann das alles nachvollziehen, wenn man in der direkten Nachbarschaft lebt und das auch tagtäglich mitbekommt. Und ich finde das manchmal schade, dass da einfach der Mensch dann sozusagen weniger gesehen wird oder vielleicht auch der Hintergrund, wie es zu dieser Situation kam. Und da wünsche ich mir aber bundesweit, das hat nichts mit Paderborn zu tun, tatsächlich einfach mehr Differenzierung, weil das kann uns allen passieren. Das ist leider so furchtbar und das ist mir schon wichtig, dass wir da also auch im Sinne der Nächstenliebe tatsächlich auch drauf blicken.

Marie-Luise Tigges:

[21:38] Wo Sie gerade Nächstenliebe sagen, spielt bei Ihnen der Glaube eine Rolle für diese Aufgabe?

Barbara Erdmeier:

[21:46] Ja, bei mir schon. Das ist ja einmal die grundlegende Motivation. Sonst könnte ich ja auch woanders tätig sein. Nein, nein, das ist schon eine Triebfelle.

Anda-Lisa Harmening:

[21:55] Also christliche Werte definitiv, ja.

Barbara Erdmeier:

[21:58] Und ich meine, die Zielfelder hier des Erzbistums, gerade dieser diakonische Schwerpunkt, die sollte man auch ernst nehmen und vielleicht auch noch ein bisschen

Barbara Erdmeier:

[22:06] stärker nach außen vertreten.

Marie-Luise Tigges:

[22:07] Gibt es etwas, was Sie so grundsätzlich nochmal jemanden mit auf den Weg geben möchten, der sich für diese Arbeit interessiert, so abschließend?

Barbara Erdmeier:

[22:16] Und sich einzulassen, man kann ja zur Not auch immer wieder herausgehen, wenn ich den Eindruck habe, es geht nicht, ich komme nicht klar, es ist mir zu viel, dann kann ich auch einen Schritt zurückgehen. Das ist ja vielleicht auch so ein Bonus, den man als Ehrenamtliche hat. Aber sich erstmal positiv darauf einzulassen und einmal zu schnuppern und zu schauen, was dieses Blicken über den Tellerrand, das haben Sie ja vorhin auch so angesprochen, andere Bereiche kennenzulernen, die man selber nie so direkt erfährt. Das wäre schon wichtig.

Anda-Lisa Harmening:

[22:52] Ja, ich würde auch sagen, sich zu trauen. Also ich habe am Anfang, wie gesagt, gedacht, wie kann ich diesen Vorstand denn bereichern? Und ich glaube, also ich hoffe, dass das meine Kollegen auch so sehen, dass wir da einen guten Weg gefunden haben. Also sich einzubringen mit den Ressourcen, die man hat. Wir haben auch Berufstätige im Vorstand wie mich. Also wir sind da schon immer auch in der Abwägung, wer kann gerade was geben? Und das ist alles gut, was wir geben können für andere. Und sich da, also da eine Nische zu finden für sich, dazu kann ich nur ermutigen.

Marie-Luise Tigges:

[23:19] Das sind ja wunderbare Abschlusssätze und Botschaften einfach auch für Menschen, die tatsächlich da nochmal sagen, ach vielleicht sollte ich mir das doch nochmal so überlegen. Von daher Ihnen beiden ganz herzlichen Dank.

[23:31] Vorstand im Ehrenamt, aber sicher. Ein Podcast von SKF und SKM im Erzbistum Paderborn.